Kurzer Abriss der Geschichte von Mannheim -Wallstadt
Auf seiner etwa 674 ha großen Gemarkungsfläche hat das bis 1929 selbstständige Dorf Wallstadt seit Jahrtausenden vielerlei menschliche Ansiedlungen gesehen. Dies belegen archäologische Funde aller bekannten Kulturepochen, von der jüngeren Altsteinzeit bis ins Hochmittelalter an vielen Stellen der Altgemarkung. Herausragendster Fund stellt das im Jahr 1976 in der damaligen Kiesgrube Heckmann (heute der Bereich des unteren Vogelstangsees) geborgene Holzfragment eines Jagdbogens dar, dessen Alter auf 17.600 Jahre datiert werden konnte. Dieser, in der Fachwelt so genannte „Mannheimer Bogen“ wurde auf Altwallstadter Gemarkung gefunden; er ist in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim ausgestellt und der älteste Bogen der Welt.
Dass Wallstadt eine lange Vergangenheit aufzuweisen hat, bestätigen auch neuere sprachgeschichtliche Analysen des Ortsnamens. Übersetzt würde der Name etwa lauten: Wohnstätte der Walhen/Walchen; was soviel bedeutet wie: Wohnstatt von Leuten, die eine fremde Sprache sprechen. (Da im Germanischen das Indogermanische „o“ zum „a“ wird, nannten die Germanen z.B. die Volker, Volken, Volcae, den in Mitteleuropa am nördlichsten wohnenden keltischen Stamm „Walhoz“, woraus sich im Deutschen die Bezeichnung „Welscher“ entwickelte. Der Name Wallstadt dürfte also auf ursprünglich hier siedelnde Kelten Bezug haben, die auf Wallstadter Altgemarkung ja auch archäologisch nachgewiesen sind.)
Mit diesem Ausdruck bezeichneten die im sechsten und siebten nachchristlichen Jahrhundert hier siedelnden Franken die gallo-romanische Restbevölkerung, die sich als Minderheit in Rückzugsgebieten seit der Spätantike hier aufgehalten hatte.
Im Gegensatz zu den germanisch sprechenden Franken, hatte diese Bevölkerung eine lateinische mit keltischen Versatzstücken angereicherte Sprache tradiert, die in Eigennamen sogar noch in den Lorscher Urkunden des achten nachchristlichen Jahrhunderts nachzuweisen ist.
Für den Ortsnamen Wallstadt, der uns erstmals urkundlich in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts in Zusammenhang mit Schenkungen an das karolingische Reichskloster Lorsch begegnet, bedeutet das, dass hier von einer Siedlungskontinuität von der spätrömischen Antike bis in unsere Gegenwart ausgegangen werden muss.
In Baden-Württemberg gibt es heute noch 27 Orte, die die Wahlen/Welschen im Bestimmungswort des Namens haben und die allesamt auf eine vorfränkische Bevölkerung hinweisen mithin älter sind, als die auf „-heim“ oder „-ingen“ auslautende Orte, deren Bestimmungswort meist durch einen fränkischen Personennamen charakterisiert ist.
Aus dem Dunkel der nur durch Bodenfunde zu erschließenden Geschichte tritt Wallstadt dann ins Licht erster urkundlicher Überlieferung im Jahre 766 n. Chr.. Am achten März 766 schenkt Wanilo eine Hofreite und 30 Joch Ackerland an das bedeutende karolingische Kloster Lorsch im Rheingau.
In insgesamt 37 Urkunden werden nun Schenkungen an dieses Kloster aus Wallstadt dokumentiert, darunter auch Schenkungen bzw. Tausch aus ehemaligem Königsgut.
Die Lorscher Urkunden berichten übrigens von Schenkungen in Ober-und Unterwallstadt, es muss sich also um mehrere Siedlungen auf einer Altgemarkung gehandelt haben.