Die Geschichte Wallstadts

Vor dem Rathaus befindet sich seit etwa 1925 die sogenannte Brückenwaage, im rückwärtigen ehemaligen Latrinenbau wurde um 1935 die Viehwaage untergebracht, deren Gebäude 2010 zu Gunsten eines Durchgangs zum Platz hin abgebrochen wurde. Ein Polizeiposten, der Mitte der 80iger Jahre des 20. Jahrhunderts aufgelöst wurde und ein Gemeinschaftsraum des Roten Kreuzes Ortsverband Wallstadt befanden sich im Erdgeschoߟ, während sich im Obergeschoߟ seit der Eingemeindung städtische Beamte des Gemeindesekretariats ihren Dienst taten.
Nach einer grundlegenden Sanierung präsentiert sich das Wallstadter Rathaus nun seit April 2011 in neuem Gewand mit Veranstaltungsräumen einschlieߟlich Trausaal im Obergeschoߟ und dem Bürgerdienst im unteren Teil des historischen Gebäudes.

Hatte Wallstadt bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch einen rein durch die Landwirtschaft geprägten Charakter, so änderte sich das mit der Industrialisierung und der damit angekurbelten baulichen Entwicklung der nahen Groߟstadt Mannheim. Bereits 1874 waren 50% der männlichen Ortsbürger, bei insgesamt ca. 1000 Einwohnern, Maurer oder im Baugewerbe tätig. Berühmt wurde Wallstadt auch durch seine Kaminmaurer, die im In- und Ausland sehr erfolgreich tätig waren. Erst Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts erlosch diese Tradition mit der Firma Christoph Herrmann und Sohn. Ein Straߟenname hält übrigens die Erinnerung an diese bekannte Unternehmerfamilie wach.

Mit der wirtschaftlichen Prosperierung ging auch die bauliche Entwicklung des Ortes einher, vor allem nach Westen zu entstanden seit der Gründerzeit, also 1870 und folgende, die typischen Arbeiterwohnhäuser mit Stallungen und Schuppen für die nach Feierabend betriebene Nebenerwerbslandwirtschaft.
Im Jahre 1929, am 1. Juli, gab Wallstadt dann seine Selbstständigkeit auf, es hatte damals 2400 Einwohner auf einer ܜberbauungsfläche von 18 ha, bei einer Gemarkungsgröߟe von insgesamt 674 ha.

Anzufügen bleibt die traurige Bilanz, die beide Weltkriege für die Wallstadter Bevölkerung erbrachten. 1914/18 waren 61 Männer ums Leben gekommen, Kriegsschäden waren damals keine zu verzeichnen.
1939/45 waren 144 Gefallene zu beklagen und neben 10 Zivilopfern entstanden durch Bombardierungen Schäden an Häusern und Scheunen. Im September 1943, Dezember 1943, September 1944 und am 1. März 1945 gingen Brand- und Sprengbomben nieder und die katholischen Herz-Jesu-Kirche brannte in der Nacht vom 5. auf den 6. September 1943 vollständig aus. Am 28. und 29. März 1945 wurde Wallstadt von amerikanischen Truppen besetzt.

Text: Stefan Alles