Die Geschichte Wallstadts

Die Pfälzische Landeshoheit in Wallstadt zeigte sich nicht nur in der Ausübung der hohen Blutgerichtsbarkeit (Wallstadt gehörte bis 1803 zur Zent Schriesheim) und im Einzug von Steuern, sondern auch seit dem 16. Jh. im Recht des Landesherrn über die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen. So kam es 1556 dann zur Durchführung der Reformation. Bis dato unterstand die Wallstadter Pfarrei kirchenrechtlich dem Landkapitel Weinheim und gehörte zur Diözöse Worms. Der Kaplan am Heiligkreuz-Altar der Ladenburger St. Galluskirche hatte das Pfarrbesetzungsrecht. Der Ladenburger Kerwetermin ist mit dem Wallstadter Termin identisch, was auf ein hohes Alter des Festes schlieߟen lässt.
Die Kirche in Wallstadt hatte 1496 den Heiligen Petrus als Patron und 2 Nebenaltäre, die der Gottesmutter und dem Heiligen Georg geweiht werden. Ein Ortspfarrer und ein Kaplan für die sog. Frühmesse bildeten die Ortsgeistlichen. Diese werden mit Einführung des lutherischen Bekenntnisses in Kurpfalz 1556 abgesetzt und die Pfarrei wird Filiale das gröߟeren Nachbarortes Feudenheim. Das Pfarrhaus wird 1586 verkauft. Wallstadt wird bis zum Jahre 1904 katholischerseits, bzw 1918 evangelischerseits keinen eigenen Geistlichen vor Ort mehr haben.
Im Dreiߟigjährigen Krieg wird Wallstadt völlig zerstört, der Ort verödet, die überlebende Einwohnerschaft flieht nach Ladenburg und Feudenheim. An Gebäuden aus bzw. vor dieser Zeit bleiben nur der Turm der Kirche und der tiefe Gewölbekeller im Schollmeierschen Hinterhaus (datiert auf 1612) sowie der Treppenturm des Wamboldtschen Hofgutes von 1606 erhalten.

Um 1650 erfolgte der Wiederaufbau durch reformierte Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und den Niederlanden, denen Kurfürst Karl Ludwig hier Land zugewiesen hatte. Diese machten auch den Tabakanbau hier heimisch. Wallstadt kann daher als Pionier im Tabakanbau angesehen werden, denn bereits 1654 werden hier 2,5 Morgen A„cker als mit Tabak bepflanzt urkundlich erwähnt.

Diese Neusiedler, als Welsche bezeichnet, gehören gröߟtenteils zur französisch reformierten (Wallonen-) Gemeinde in Mannheim, wo sie auch zur Kirche gehen und ihre Taufen und Trauungen stattfinden. Ihre Kinder allerdings gehen in Wallstadt zur Schule. In einem Bericht des damaligen reformierten Lehrers Weidner von 1671 heiߟt es:
„€ž… undt den 6. Octobris 1671 angefangen Schul zu halten, deren in die 10 Kinder zur Schulen gehen, unndt sie alle miteinander nur Welsche seindt unntd kein Teutsch reden können.“€œ

Zu diesen Welschen stieߟen dann auch deutsche, überwiegend katholische Einwanderer, so dass sich bereits 1671 eine katholische Mehrheit im Ort ergab, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts bestand. Es waren in der Mehrzahl kleine Handwerker und Taglöhner ohne eigenen bzw. ausreichenden Grundbesitz. Die konfessionellen Grenzen fielen daher weitgehend mit den sozialen zusammen und führten häufig zu Spannungen.

Eine eigene katholische Schule wird 1736 erwähnt, an die 1738 eine erste katholische Kapelle angebaut worden war. Dieses Gebäude stand bis 1904 auf der Ostseite des Rathausplatzes. Eine weitere Zäsur stellt für Wallstadt dann der sog. Pfälzer Erbfolgekrieg dar. Am 4. März 1689 wird Wallstadt von den Franzosen eingeäschert. Die reformierten Wallonenfamilien fliehen aus Furcht vor ihren ehemaligen katholischen Landsleuten ins sichere Brandenburg, wo ihnen der Kurfürst Asyl in Aussicht gestellt hatte. Nur zögerlich und lang andauernd gestaltet sich der Wiederaufbau. Das 1671 erwähnte Rathaus, das zuvor als Schulhaus diente, ist zerstört. Es wird bis Mitte des 19. Jahrhunderts dauern, bis wieder ein eigenes Rathaus gebaut werden kann.
Mit dem Wechsel des Herrscherhauses im Jahre 1685 erfuhr nun die katholische Minderheit in der Kurpfalz Bevorzugung und Förderung. In Wallstadt wurde 1698 zunächst die gemeinschaftliche Nutzung der Kirche (die allerdings Ruine war) für alle Konfessionen verfügt. 1705 kommt es zur sogenannten Pfälzer Kirchenteilung. Die Reformierten erhalten 1707 die alten Kirchenruinen zugesprochen.
Die Kirche in Feudenheim fällt an die Katholiken, zu der auch die Wallstadter Gläubigen zunächst zum Gottesdienst gehen müssen.
1719 wird von einem reformierten Schulhaus berichtet, dessen Lehrer aus einem Siebentel des Groߟen Zehnten besoldet wird.
Erst um 1720 erreicht die Bevölkerung wieder den Stand vor Beginn des 30-jährigen Krieges. Die Besitzverhältnisse sind sehr bescheiden, da kaum eigenes Land zur Verfügung steht, denn die Besitzungen von Adel und Kirche, vor allem der ehemals groߟe Schönauer Besitz, nehmen fast die gesamte Gemarkungsfläche ein. Das übrige Land ist seit dem 30-jährigen Krieg in der Hand von so genannten Ausmärkern (Grundbesitzer, die in den Nachbarorten wohnen).
Haupteinnahmequelle für die Gemeinde Wallstadt bildete die auf dem Allmendland der Altneckarschlinge betriebene Schäferei.ein kleines Wäldchen von etwa 13 ha befindet sich im Nordosten der Gemarkung.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung auf etwa 300 Personen an, so hat Wallstadt 1786 49 Häuser, 2 Schulhäuser und 2 Kirchen.

Die alte Petruskirche, die über 100 Jahre nur als Ruine da lag, wird 1789 wieder aufgebaut und erhält 1791 zwei in Heidelberg gegossene Glocken. Die gröߟere davon ist bis heute erhalten und damit das älteste Inventar der Kirche.

Die Katholiken bauen sich 1738 zunächst eine Kapelle auf „€žfreyer Straߟen“€œ, d.h. auf dem Gelände des heutigen Rathausplatzes und zwar als Anbau an das kurz zuvor errichtete katholische Schulhaus.
Diese Kapelle, die vermutlich da schon dem heiligen Oswald geweiht war, besaߟ eine Glocke, die 1742 in Leutershausen beim Gnadenbild der schwarzen Madonna geweiht worden war. Leider wurde diese Glocke 1912 in Zahlung gegeben als man ein neues Geläute für die moderne Herz-Jesu-Kirche in Auftrag gab. ߄ltestes Inventar der katholischen Kirche ist ein barockes Vortragekreuz, das heute an der Westseite des Langhauses von Christ-König angebracht ist.
Da die Schulhauskapelle bald für die wachsende Zahl der Katholiken nicht mehr ausreichte, errichtete man in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts ein gröߟeres Gotteshaus, das bis 1970, wenn später auch nur als Wohnhaus profaniert, an Stelle der heutigen Volksbank existierte. Diese nun sicher dem heiligen Oswald geweihte Kirche, war im frühklassizistischen Stil errichtet und hatte einen Dachreiter, in dem sich bis 1912 zwei historische Glocken befanden. 1848 wurde eine Sakristei angebaut und das jetzt am rückwärtigen Teil der Volksbank eingelassene Portal im spätklassizistischen Stil errichtet.
Auch diese Kirche war bald zu klein geworden, so dass man 1911-14 zum Neubau der heutigen Christ-König-Kirche, die vormals dem heiligen Herzen Jesu geweiht war, schritt. Die alte Oswaldkirche wurde profaniert und um 926 zu Wohnzwecken umgebaut.

wallstadt-geschichte31803 war Wallstadt, wie die übrige Kurpfalz, an Baden gekommen. Am Dorf und an den Vermögensverhältnissen der Bewohner änderte sich jedoch wenig. Die Wallstadter lebten weiterhin als Landwirte und betrieben Viehzucht und Schäferei. Die Grundbesitzlosen verdingten sich als Taglöhner oder verdienten ihr Brot als kleine Handwerker.

1838 schritt man bei einer Einwohnerzahl von 518 Seelen zum Bau eines eigenen Rathauses, nachdem vorher die Amtsgeschäfte und Sitzungen in der guten Stube des jeweiligen Schultheiߟen bzw. Vogtes statt gefunden hatten.
der stattliche Bau im sogenannten Weinbrennerstil wurde vom Mannheimer Bauinspektor Friedrich Dyckerhoff konzipiert und vom Käfertaler Unternehmer Joseph Kugelmann für 5955 Gulden in nur 6 Monaten durchgeführt.
Im Rathaus wurde bereits 1839 eine eigene Waage unterhalten, die Gemeinde besaߟ sogar eine eigene Uhr, deren Nachfolgerin auf die neue evangelische Kirche transloziert wurde. Desweiteren befand sich im Dachreiter eine 1804 gegossene Sturmglocke, sie läutete bei Wasser- und Feuersnot, zu Gerichtssitzungen und ÖffentlichenVersteigerungen). Man hatte sie günstig von den Feudenheimern erworben, da ihre Krone abgebrochen war. Bis zum Jahr 1986 hing sie im Dornröschenschlaf in ihrem Joch bis sich die Feudenheimer ihrer wieder besannen und ohne irgendwelchen Ersatz für Wallstadt in die Feudenheimer Friedhofskapelle überführten.

In seiner langen Geschichte hat das Wallstadter Rathaus vielerlei Nutzung erfahren, Bürgermeister, Ratschreiber, Büttel waren hier mit Dienstzimmern ausgestattet und im Untergschoߟ befand sich die Gemeindewaage und eine Feuerspritze.
Von 1856 bis 1935 waren im Obergeschoߟ zwei Schulklassen untergebracht, da die beiden Konfessionsschulen entweder zu klein, wie die evangelische an der Atzelbuckelstraߟe, oder zu baufällig wie die katholische auf dem Rathausplatz geworden waren. Es diente von1869-1872 als Gottesdienstlokal für die im Umbau befindliche evangelische Kirche, die im Oktober 1872 eingeweiht werden konnte.
Der Gemeinderat kam hier zu seinen Sitzungen zusammen und seit 1871 wurden auf dem Standesamt Ehen geschlossen, Geburten und Todesfälle beurkundet. Bis zur Eingemeindung i Jahr 1929 hatte hier die Gendarmerie Ladenburg ein Büro als zuständige Polizeibehörde.