Die Geschichte Wallstadts

schluesselĄlteste Befunde von Bodenprofilen reichen bis in die Merowingische Epoche zurück. Als kleine archäologische Sensation gilt das Fragment eines karolingischen Schlüssels aus einer Kupferlegierung aus der Zeit um 800 n.Chr.. Dieser sogenannte „€žPetrus“€œ-Schlüssel diente als Schmuckelement und wurde meist von Frauen getragen.

Bei der ܜbereignung von Grundstücken und Wohnbauten wurde neuen Besitzern solche Schlüssel überreicht. Der Wallstadter Schlüssel, dem der Griff fehlt, weist auf Schaft und Bart sogenannte Kreisaugen-Verzierung auf, er ist dadurch eindeutig in die Karolingsche Epoche zu datieren. Damit ist der lang entbehrte Nachweis, dass der wallstadter Ortsetter tatsächlich über 1250 Jahre alt ist, durch den Schlüsselfund endlich eindeutig erbracht worden.

Eine wesentliche ältere Siedlung, die durchaus das Karolingische „€žwalahastath superiore“€œ der ersten Urkunde gewesen sein könnte, wurde 1989/95 und 2007/8 im Bereich der heutigen Ortsumgebung (in unmittelbarer Nähe zur Firma Interdrink) aufgedeckt und vom Landesdenkmalamt Karlsruhe eingehend untersucht. Es zeigte sich dabei, dass diese etwa 2,5 ha groߟe Siedlung vom 6. bis ins 12. Jahrhundert Bestand hatte. Zudem befinden sich in unmittelbarer Nähe dazu ein fränkisches Reihengräberfeld sowie die Fortsetzung der antiken von Ladenburg nach Straߟenheim ziehenden Römertsraße.
Ein weiterer großer fränkischer Reihengräberfriedhof befand sich auf der ehemaligen Sanddüne Elkersberg, heutiger Bezirk Vogelstang, im Nordwesten der ehemaligen Wallstadter Gemarkung. Hier wurden bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts vorgeschichtliche Gräber mit reichen Beigaben aufgedeckt. In den Sammlungen der Grafen von Erbach im Erbacher Schloߟ im Odenwald findet man heute noch separat ausgewiesene Exponate aus dieser Zeit, die aus Wallstadt stammen. Die Erforschung der Vorgeschichte auf Wallstadter Boden hat also eine mehr als 200-jährige Tradition aufzuweisen.
Wallstadt gilt vom Hochmittelalter an bis in die frühe Neuzeit, was seine Struktur und seine Bevölkerungszahl anlangt, als Weiler. Das heiߟt, dass wir mit etwa 50-80 Einwohnern zu rechnen haben, die allesamt auf Gutshöfen, die geistlichen oder adeligen Grundherren eigen waren, als Pächter oder Gesinde lebten und Landwirtschaft betrieben. Eines dieser Hofgüter, das ehemals Wamboldtsche Hofgut, an der Schulzenstraߟe 2, ist in Architekturteilen noch fragmentarisch erhalten. (Treppenturm, Wappen am Portal des Hauses).
Es gehörte ursprünglich der Weinheimer Ministerialenfamilie der Schwende, die hier auch im Hochmittelalter das Recht hatte ein so genanntes freiadeliges Hubgericht abzuhalten. Erst in der frühen Neuzeit hat sich ein eigenes, selbstständiges Ortsgericht mit Schultheiߟ und Schöffen für Wallstadt etablieren können.

Indem im ältesten Ortssiegel vom Jahr 1654 überlieferte Wappen kann man den steigenden Pfälzer Löwen sehen. Zwischen den Beinen des Löwen ist das Wallstadter Dorfzeichen abgebildet, das auf Grenzsteinen Verwendung fand. Es wird in späterer Zeit als Löffel gedeutet und findet sich schlieߟlich in Gestalt eine Herzens auf einem Landesgrenzstein vom Jahr 1787.